Von der Quitte zum Chüttene-Wasser

Man geht davon aus, dass Quitten schon vor 6'000 Jahren angebaut worden sind. Als wild wachsende Frucht dürfte sie zu den ältesten Früchten überhaupt gehören. Wildformen der Quitte gibt es heute noch in verschiedenen Ländern, wie etwa im Kaukasus, in Armenien, Afghanistan und in Persien (Iran), wo auch die grösste Sortenvielfalt zu finden ist.

Als Ursprungsgebiete werden Zentral- und Südwestasien, Transkaukasien, Kaukasus, Turkestan, Persien, Südostarabien, Kreta, Balkan, Japan und klimamilde Zonen Nordamerikas genannt. Die Quitten werden aber auch in Australien angebaut, wobei zu klären wäre, ob sie eingeführt wurden oder ob sie heimisch sind. Schliesslich findet man die Früchte auch in der indischen und chinesischen Naturheilkunde. In der Türkei gibt es sogar eine roh essbare Quitte – die Shirin-Quitte.

Weltweit dürften etwa 200 Quittensorten angebaut werden. In West- und Mitteleuropa ist die Sortenvielfalt sehr bescheiden geworden; rund 30 Arten sollen es noch sein. Für den Markt von Bedeutung sind bei uns aber nur noch ein gutes halbes Dutzend.

Eine Frucht mit vielen Namen: Apfelquitte (Cydonia oblonga maliformis), Birnenquitte (Cydonia oblonga piriformis), Japanische Zierquitte (Chaenomeles japonica), Chinesische Zierquitte (Chaenomeles speciosa), usw.

Die Quitten-Frucht kann knappe 150 Gramm oder satte 1000 Gramm auf die Waage bringen – je nach Sorte.

Die Quitten finden Verwendung in der Hausapotheke, der „Brennerei“ und vor allem in der kalten und warmen Küche sind den Verwendungsmöglichkeiten keine Grenzen gesetzt.

 

Chüttene-Allee am Muristutz: Zum Anlass des 20. Dienstjubiläums, überraschte mich am 1. Mai 2002 der Burgerrat von Thun mit 6 jungen Quitten-Hochstamm-Bäumen der Sorte Ronda (Birnenquitte). Im darauffolgenden Frühjahr pflanzte ich noch weitere zwei Hochstamm-Bäume der Sorten Bereczki (Birnenquitte) und Leskovac (Apfelquitte).

Schon im ersten Jahr blühten die Bäumchen wunderbar – die ersten Früchte fanden in der Küche Verwendung (Geschnetzeltes mit Gemüse und Quitten auf Nudeln).

Im Jahr 2003 (Hitzesommer) reichte die bescheidene Ernte aus, um ein Glas süsssaure Quitten herzustellen.

Das dritte Jahr, 2004, war vielversprechend. Die Baumallee blühte, was das Zeug hielt. Doch trotz regelmässiger Bewässerung den Sommer durch vielen sehr viele kleine Früchte vom Baum.

Die Ernte konnte ich kaum erwarten. Schon frühzeitig erstand ich das erste „Einbeizi-Fässli“. Dann war es soweit – die geernteten Früchte wurden nach einem alten Rezept von Hand einzeln von Flaum und Stiel befreit, gewaschen und anschliessend mit einem Rüebenschnätzer verkleinert und eingemaischt.

Doch das Fass war zu gross – oder die Ernte zu klein – sodass noch weitere Quitten vom Sonneggweg in Steffisburg, von der Uetendorfer-Allmend und von der Landi (dank eines lieben Steffisburgers, der Erbarmen zeigte) dazukamen.

Ein ebenfalls stolzer Chüttenebaumbesitzer am Sonneggweg und ich haben in der Zwischenzeit eine gemeinnützige Chüttene-Verwertungsgenossenschaft Muristutz gegründet, wobei das formelle Prozedere noch nicht abgeschlossen ist.

Ende April 2005 war es dann soweit: Häfeli-Brenner Alfred Wüthrich verwandelte im Bärau mit einem speziell dafür entwickelten Destillationsverfahren das Brenngut in ein köstliches, aromareiches Chüttene-Wasser. Ein Produkt der Spitzenklasse besticht durch ein fruchtiges Bouquet, einen ausgewogenen Körper sowie durch einen harmonischen, weichen Abgang. Damit die Geschmacksharmonie erreicht werden kann, bedarf es einer professionellen Alterung und Lagerung von mindestens zwei Jahren.

Mit Mass genossen – gut für Körper und Geist!